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Wednesday, 29. May 2019

Drei Fragen an: Sebastian Weirauch

Gäste am Graduiertenkolleg beantworten drei Fragen zur Bedeutung von "Romantik" für ihr Leben und ihre Forschung.

1. Was verbinden Sie ganz allgemein mit Romantik?

Darauf möchte ich mit "Stella Maris" von den Einstürzenden Neubauten antworten.

2. Womit genau beschäftigen Sie sich in Ihrem aktuellen Forschungsvorhaben? Wie setzen Sie sich in Ihrem Forschungsprojekt mit dem Phänomen ‚Romantik‘ auseinander?

In meinem aktuellen Forschungsvorhaben beschäftige ich mich mit dem „Wunderbaren“ im Kontext der Klassischen Moderne, dabei interessieren mich vor allem experimentelle und groteske Schreibweisen ‒ z. B. bei Paul Scheerbart, Hugo Ball, Michail Afanassjewitsch Bulgakow oder Virgina Woolf. Ich will in Erfahrung bringen, wie sich das „Wunderbare“ mit gängigen ideologischen, politischen oder anthropologischen Diskursen verschränkt und inwiefern es eine eigenständige kritische Perspektive auf die Zeit und die Gesellschaft eröffnet.

Das Phänomen „Romantik“ betrifft mein Forschungsvorhaben auf verschiedene Weisen. Zum einen sind die (grotesken) Schreibweisen der Klassischen Moderne nur durch die europäische Romantikrezeption denkbar. Zum anderen variieren die Avantgarden im 20. Jahrhundert Motive und ästhetische Figuren, die ohne die Romantiker nicht vorstellbar bzw. sagbar gewesen wären. Ich denke da an das kreative Potenzial von Ironie, Mythopoetik, Unverständlichkeit oder von Metafiktionialität. Oder aber an die nicht immer unproblematischen Selbstverortungen ‒ die Ablehnung von „Mittelmäßigkeit“, der „verwalteten Welt“ und daraus resultierend der Wunsch, diese wieder zu verzaubern bzw. ihr Widerstand entgegenzusetzen.

3. Im Graduiertenkolleg ‚Modell Romantik‘ wird davon ausgegangen, dass die Romantik modellbildende Qualitäten aufweist. Können Sie etwas damit anfangen?

Ich finde den Grundgedanken einleuchtend, dass Menschen auch heute noch auf Denk-, Handlungs- und Wahrnehmungsmuster zurückgreifen, die in einer lange vergangenen, aber sicherlich sehr prägenden Phase so erstmalig ausgeformt wurden. Reizvoll erscheint mir dabei nicht zuletzt die Kombination zweier Begriffe, die man der Alltagssprache folgend für Gegensätze halten könnte ‒ den sinnlichen und eher schillernden Begriff „Romantik“ sowie den abstrakten und eher statischen des „Modells“.

Dr. Sebstian Weirauch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Vom 9. bis zum 16. Mai 2019 war Sebastian Weirauch zu Gast am Graduiertenkolleg „Modell Romantik“.

Mann Porträt

Vom 9. bis zum 16. Mai 2019 war Sebastian Weirauch zu Gast am Graduiertenkolleg „Modell Romantik“.