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Alltag anders bei Christoph Reinfandt
Liebe Mitglieder des Kollegs ‚Modell Romantik‘,
während ich hier so an meinen Online-Seminaren und Vorlesungen herumbastele denke ich immer wieder an die unbeschwerte Zeit in Jena vor einem Jahr zurück – wer hätte gedacht, dass sich die Dinge so entwickeln könnten. Trotz allem ist man ja in einer privilegierten Position: die Familie und auch alle Bekannten so weit gesund, der Lohn fortgezahlt, und die von der Uni Tübingen ruckzuck bereitgestellte digitale Infrastruktur funktioniert bemerkenswert störungsfrei. Mustn’t grumble, wie man so sagt, aber es bleibt doch einiges auf der Strecke. Im Bereich des ‚Modells Romantik‘ z.B. ein von mir von langer Hand für dieses Sommersemester vorbereitete Seminar mit dem Titel ‚William Blake, Then & Now‘, das in Kooperation mit dem seine gesamte Karriere hindurch von William Blake inspirierten Tübinger Künstler Dieter Löchle geplant war und jetzt ohne die geplanten Atelierbesuche online stattfindet, was nicht wirklich dasselbe ist. Auch der für Juli geplante Besuch von Sybille Erle aus Lincoln, Mitherausgeberin der monumentalen Bestandsaufnahme The Reception of William Blake in Europe (2019) wird entfallen, und die von ihr und Jason Whittaker für September in Lincoln geplante Tagung Global Blake: Afterlives in Art, Music and Literature ist um ein Jahr verschoben (in diesem Kontext arbeite ich an einem Beitrag mit dem Titel ‚Musical Settings of William Blake: Implications of Genre‘, der von Klassik über Folk bis Death Metal und Ambient alles abdecken soll, was die reiche musikalische Rezeption von Blake so hergibt). Wie sich hier andeutet, hat mich das ‚Modell Romantik‘ auch nach dem Ende der Mercator-Fellowship nicht losgelassen, und ich danke nochmals ganz herzlich für die vielen Anregungen, die ich letztes Jahr gewonnen habe. Und einen Krisengewinnler gibt es dann doch: das Buchmanuskript zum Singer-Songwriter-Paradigma hat im Lockdown endlich substantielle Fortschritte gemacht. In diesem Sinne grüße ich das Kolleg ganz herzlich und drücke die Daumen, dass in Jena trotz allem alles gut läuft. Ich würde mich freuen, von dem einen oder anderen gelegentlich zu hören.