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Alltag anders bei Andrea Meyer-Fraatz
Eigentlich hatte sich mit dem Homeoffice während der vorlesungsfreien Zeit für mich nicht viel verändert. Homeoffice ist für mich nichts Ungewöhnliches. Neu war, dass ich nun nicht mehr alleine zu Hause am Schreibtisch saß, aber auch das hat sich gut eingependelt. Was ich vermisst habe, war der Bibliothekszugang, auch wenn ich durch den Corona-Kopierdienst der Thulb den einen oder anderen Aufsatz erhalten konnte. Nun hat die Vorlesungszeit wieder begonnen, und ich musste nicht einmal nach Jena fahren. Die Vorlesungen und Seminare gebe ich von zu Hause aus – ein bisschen wie einst im 18. und frühen 19. Jahrhundert, nur, dass nun alles online und virtuell ist. Selbst Privates läuft inzwischen über Zoom und Jitsi.
Obwohl sich so manches kompensieren lässt, freue ich mich dennoch auf die Zeit, da persönliche Kontakte wieder „analog“ gelebt werden können. Gemeinsame Diskussionen, gemeinsame Mahlzeiten, gemeinsame Spaziergänge, Konzerte, Theaterbesuche – all das kann auf Dauer nicht ersetzt werden. Die Ermöglichung der Online-Lehre lässt mich aber auch befürchten, dass vieles in Zukunft auf diesen Bereich verlagert werden wird. So sehr ich mich freue, dass wir im Polnisch-Seminar, für das sich aus Jena nur eine einzige Studentin gemeldet hatte, durch Öffnung für den gesamten deutschsprachigen Bereich nun über 20 Interesseierte zusammengekommen sind, könnten Erfahrungen dieser Art zu weiteren Schließungen slawistischer Standorte führen. Werden wir demnächst zu Fernhochschulen?