Kollegiat:innen 3. Kohorte

Matthis Glatzel, Dipl.Theol.

Matthis Glatzel, Dipl.Theol.
matthis.glatzel@uni-jena.de

Curriculum Vitae

10/2013-07/2020 Studium der evangelischen Theologie in Mainz, Frankfurt und Leipzig

10/2017-12/2020 Studium der Philosophie in Leipzig

04/2017-09/2020 Studentische Hilfskraft im DFG-Projekt „Corpus Inscriptorum Vitebergense“

2020 Diplom der Theologie

2021 Bachelor of Arts der Philosophie

01/2021-09/2021 Wissenschaftliche Hilfskraft am Graduiertenkolleg „Modell Romantik“

01/2021-12/2021 Wissenschaftliche Hilfskraft am Leipzig Lab, Gruppe „Intangibles“

Seit 10/2021 Kollegiat am Graduiertenkolleg „Modell Romantik“

10/2021-03/2022 Lehrauftrag am Institut für Systematische Theologie der Universität Leipzig

Dissertationsprojekt

Schleiermachers romantische Psychologie als Referenztheorie einer geisteswissenschaftlichen Seelenkunde

Der große Berliner Kirchenvater Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher schrieb in seiner romantischen Frühphase mit den Reden über die Religion aus dem Jahr 1799 sein wohl bekanntestes und meistrezipiertes Werk. Jene Schrift – die maßgeblich auf den Impuls seines Mitbewohners Friedrich Schlegel zurückging – war mitunter durch psychologische Überlegungen geprägt. Ein Feld, dem sich Schleiermacher bereits ein Jahr zuvor in kritischer Auseinandersetzung mit Kants Anthropologie in der durch die Schlegel-Brüder publizierten Zeitschrift Athenaeum annahm. Es sollte noch bis zum Jahr 1818 dauern, bis Schleiermacher sich in Form einer Vorlesung an einen eigenen psychologischen Entwurf wagte. Dieser bietet innerhalb der Entwicklung philosophisch-psychologischer Theoriebildung – zwischen Wolff und Kant einerseits, Dilthey und Husserl andererseits – einen entscheidenden Referenzpunkt. Die geplante Arbeit geht davon aus, dass dieser einer romantischen Umformung geschuldete Blick auf Seele und Bewusstsein auch für die zeitgenössische Systematische Theologie und Religionspsychologie wertvolle Theoriegehalte bietet. Um dies aufzuweisen, rekonstruiert sie die zeitgenössischen Diskurse und den damaligen Stand der akademischen Psychologie, untersucht die Genese der Konzeption Schleiermachers, erörtert die Grundbegriffe und das methodische Vorgehen dieser Konzeption und fragt zuletzt nach der systematisch-theologischen Anschlussfähigkeit dieses Entwurfs einer geisteswissenschaftlichen Psychologie. Quelle der Untersuchung sind hierbei die vier Vorlesungen, die Schleiermacher zwischen den Jahren 1818 und 1834 in Berlin über die Psychologie gehalten hatte.
Die intensive Auseinandersetzung Schleiermachers mit dem Jenaer-Kreis um die Frühromantiker Friedrich Schlegel und Novalis und deren – vordergründig literarischer – Umgang mit dem Phänomen (religiöser) Innerlichkeit legt nahe in der Psychologie Schleiermachers eine Umformung, bei produktiver Aufnahme, dieses präfigurierten Modells zu sehen.

Publikationen

Aufsätze

  • „Die Bedeutung des religiösen Bewusstseins in den Psychologievorlesungen Friedrich Daniel Ernst Schleiermachers“ in Verifiche (7-2/2023), S. 51-74.
  • „On ‚Popular Spirituality‘ from a Theory of Resonance Perspective. An Attempt“, in Doris Reisinger, Sebastian Gäb (Hrsg.): „Philosophie der Spiritualität/Philosophy of Spirituality“, Basel/Berlin 2024, S. 29-44. 
  • „Beendete Tätigkeit. Überlegungen zum ontologischen Status des Leichnams vor dem Hintergrund der Psychologie Friedrich Schleiermachers“ in Florian Priesemuth (Hrsg.): „Unverweslich. Zur Würde des Leichnams“, Leipzig 2023, S. 29-50.
  • Gemeinsam mit Florian Priesemuth: „Die evangelische Kirche und die Hüter der Verfassung. Zur Theologie in den Stellungnahmen der EKD beim BVerfG“ in ZevKR (67/2022), S. 196-206.
  • Gemeinsam mit Margitta Dümmler und Alisia Groicher: „Zur Fragilität der Deutungshoheit innerhalb ästhetischer Erfahrung – ein Experiment“ in „beRÜHRUNGen“ Jahrestagung 2020 pop.religion e. V. [erscheint 2022 bei Springer VS].

Kleinere Beiträge

  • „Zwischen Künstlerseelen und Bestzeiten“, in feinschwarz.net, 02.05.2024.
  • „Andreas Arndt: Schleiermachers Philosophie“, in ThLZ (5/2024), S. 421-423.
  • „Nathan R. B. Loewen, Agnieszka Rostalska: Diversifying Philosophy of Religion, Critiques, Methods and Case Studies“, in ThLZ (1/2024), S. 91-94.
  • „Die andere Seite der Wirklichkeit“, in feinschwarz.net, 28.06.2023.
  • Rezension „Christian König, Burkhard Nonnenmacher: Gott und Denken. Zeitgenössische und klassische Positionen zu zentralen Fragen ihrer Verhältnisbestimmung“, in ThR (88/2023), S. 143 – 148.
  • Rezension „Christian Rebert: Lebenssinn Familie: Bedeutungsdimension von Geschlechter- und Generationenverhältnis im Anschluss an F. D. E. Schleiermacher“, in ThLZ (5/2023), S. 489 – 491.
  • „Religionsphänomenologische Überlegungen zu Karl Ove Knausgard“, in feinschwarz.net/, 25.02.2023.
  • Rezension „Annette Haußmann, Niklas Schüz, Peter Schüz: Die Entdeckung der inneren Welt. Religion und Psychologie in theologischer Perspektive.“ in ThLZ (5/2022), S. 504-506.
  • Rezension gemeinsam mit Sigmund Jakob-Michael Stephan „Agnieszka Haas, Timo Janca: Annäherungen an das Innere des Menschen. Diagnosen und Therapien des Seelischen in der deutschsprachigen Literatur und Ästhetik.“, in Gestern | Romantik | Heute, 2022.
  • Rezension “Michael Schwingenschlögl: Subjektivität zwischen Zerfall, Willensfreiheit und Religion, Untersuchungen zur Verhältnisbestimmung von Einheit und Mannigfaltigkeit in der literarischen Romantik, Paderborn 2019.“, in Gestern | Romantik | Heute, 22.06.2021.

Varia

  • „Inner Human Being, Rehabilitation of Theological Motif in Light of the Psychology of Friedrich Schleiermacher” in “New Apporaches to Romanticism” Graduate Student Blog Series, 09.03.2021.
  • Kulturbericht: “Closed, Now Online!” in Gestern | Romantik | Heute, 31.03.2021.
  • Tagungsbericht: “’Individuum und Gemeinschaft in (kosmo-)politischer Perspektive’. Das diesjährige Schleiermacher-Symposium als Beleg einer lebendigen Schleiermacher-Forschung” in Gestern | Romantik | Heute, 21.12.2022.

Vorträge

  • „Spiritualität als Resonanzstreben“ in „Münchner Kolloquium für Religionsphilosophie 2022: Spiritualität mit und ohne Gott“, 10.10.2022.