Kollegiat:innen 3. Kohorte
Gabriel Ascanio Hecker, M.A.
gabriel.ascanio.hecker@uni-jena.de
Curriculum Vitae
2013–2016 B.A. Germanistik und Theaterwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München
2014–2019 Studentische Betreuungskraft in der Offenen Ganztagsschule des Wilhelmsgymnasiums München
2015 Studentische Hilfskraft im Forschungsprojekt „Bayerische Staatsoper 1933–1963“ am Institut für Theaterwissenschaft der LMU München
2016–2019 M.A. Germanistische Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt in Neuerer Deutscher Literaturwissenschaft an der LMU München
2016–2019 Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl von Prof. Dr. Susanne Reichlin an der LMU München (Deutsche Literatur des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit bis 1700 mit einem Schwerpunkt auf der Texttheorie) – u. a. Mitarbeit in der Redaktion des ‚Handbuch Minnesang‘ (hg. von Beate Kellner, Susanne Reichlin und Alexander Rudolph. Berlin/Boston 2021)
2017 Zweimonatiges Praktikum bei der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG
2017–2019 Förderung durch das Deutschlandstipendium
2019–2021 Postgraduierte Studien in Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München
2021–2024 Kollegiat im Graduiertenkolleg „Modell Romantik“
2023 Dreimonatiges Praktikum in der Musiktheaterdramaturgie am Deutschen Nationaltheater Weimar – Mitarbeit bei diversen Produktionen, insb. ‚Ariadne auf Naxos‘ (insz. v. Martin G. Berger), ‚Singen wir aus Herzensgrund‘ (Andrea Moses), ‚I Capuleti e i Montecchi – Romeo und Julia‘ (Jossi Wieler, Sergio Morabito)
2024–2025 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dissertationsprojekt
Modelle romantischer Ironie um 1800, bei Friedrich Nietzsche und im Poststrukturalismus [Arbeitstitel]
Ironie hat in der Romantik Hochkonjunktur – und das nicht nur in Form des seit der Antike bekannten und zu allen Zeiten gebräuchlichen rhetorischen Mittels, bei dem (vereinfacht gesagt) Gesagtes und Gemeintes in einem Gegensatzverhältnis zueinander stehen. Vielmehr reagieren zahlreiche Autor:innen der Romantik auf die Herausforderungen der beginnenden Moderne mit einer Denk- und Schreibhaltung, die grundlegend von einer speziellen Spielart des Ironischen, der sogenannten romantischen Ironie geprägt ist. Die Modernisierungsprozesse des späten 18. Jahrhunderts in Europa, die großen gesellschaftlichen, politischen und philosophischen Umbrüche dieser Zeit bedeuten den Verlust überkommener (vermeintlicher) Gewissheiten und bringen ein für die Romantik prägendes neues Bewusstsein für die Unabschließbarkeit von Sinnsuche, die Unerreichbarkeit von Absolutem und Unbedingtem, die Subjektivität und Relativität menschlichen Erkennens und Handelns etc. mit sich, ohne dass deshalb der Anspruch stetigen Strebens und Suchens nach dem Unerreichbaren aufgegeben würde. Eine Form des philosophischen und ästhetischen Umgangs mit diesem paradoxen Anspruch ist die romantische Ironie, die sich – in aller Kürze – als Kippfigur zwischen Artikulation und gleichzeitiger ironischer Rücknahme des Artikulierten charakterisieren lässt. Anders als bei alltagssprachlicher bzw. rhetorischer Ironie bleibt hier die artikulierte Position entschieden unentschieden.
Das vorzustellende Dissertationsprojekt geht von der Hypothese aus, dass sich diese romantische Ironie als ein Modell begreifen und beschreiben lässt, das – auch unabhängig von direkten Rezeptionslinien romantischer Texte – unter veränderten historischen Vorzeichen bis heute immer wieder Konjunktur gehabt und diverse Aktualisierungen erfahren hat, da die grundlegenden Herausforderungen und Fragen, auf die die Romantik (unter anderem) mit dieser speziellen Spielart des Ironischen reagiert, im Kern bis heute fortbestehen. Vor dem Hintergrund dieser Annahme sollen exemplarisch Texte aus dem Werk Friedrich Nietzsches sowie aus Theorie und Philosophie einer großzügig verstandenen ‚Gegenwart‘, beginnend mit dem Poststrukturalismus, darauf hin untersucht werden, wie das Modell ‚romantische Ironie‘ explizit und implizit in ihnen fortwirkt und Niederschlag findet, aber auch wie ironische, selbstwidersprüchliche und paradoxe Strukturen und Denkfiguren dieser Texte sich von der romantischen Ironie unterscheiden.
Grundlegendes Werkzeug der Untersuchung wird dabei ein allgemeines Modell ironischer Kommunikation sein, das unter anderem unter Rückgriff auf Forschungsbeiträge zur Ironie aus Linguistik und Logik eigens erarbeitet wird und das gleichermaßen der Beschreibung alltäglicher ironischer Kommunikationssituationen wie auch der Analyse abstrakterer Manifestationsformen des Ironischen in Literatur und Philosophie dienen können soll. (Da Ironie grundsätzlich ein kommunikatives Phänomen ist, lassen sich auch die abstraktesten Manifestationsformen des Ironischen als Kommunikationssituationen analysieren). Während man in der (literaturwissenschaftlichen) Forschung zur romantischen Ironie häufig die Unterschiede zwischen dieser und der alltagssprachlichen bzw. rhetorischen Ironie betont und dabei auf gängige, aber unzulängliche Ironie-Bestimmungen aus der Rhetorik zurückgreift, die in jüngeren linguistischen Arbeiten längst widerlegt und überholt worden sind, betont man in der Linguistik wiederum meist, keine Aussagen über literarische oder philosophische Formen des Ironischen treffen zu können oder zu wollen. Das vorgestellte Dissertationsprojekt soll dagegen dezidiert von der Verknüpfung von Erkenntnissen aus diesen verschiedenen Forschungsbereichen profitieren. Das genannte allgemeine Ironie-Modell wird dabei die Strukturen, die jeder ironischen Kommunikationssituation gemein sind, differenziert abbilden und es so ermöglichen, sowohl linguistisch und logisch fundiert zu erklären, inwiefern eigentlich romantische Ironie Ironie ist, als auch die Spezifika der romantischen Ironie in Abgrenzung von anderen Ausprägungen des Ironischen präzise zu bestimmen. Auf diesen Erkenntnissen zu Ironie und romantischer Ironie aufbauend kann dann differenziert herausgearbeitet werden, welche Rolle die Letztere in den untersuchten Texten aus dem Werk Nietzsches und aus Theorie und Philosophie der Gegenwart spielt.
Publikationen
- „König der Romantik“. In: Anno. Das Magazin der Medienjubiläen. Jg. 10 (2023), S. 171f. [aus Anlass von Ludwig Tiecks 250. Geburtstag]
Vorträge, organisierte Veranstaltungen, Moderationen
- „Ironie im romantischen Kunstlied“ – öffentliches Gesprächskonzert mit Anna-Lena Elbert und Amadeus Wiesensee. Historische Rathausdiele Jena, 07.02.2023 [Konzeption, Organisation und Moderation inkl. Einführungsvortrag]
- Premiereneinführung zur Inszenierung ‚I Capuleti e i Montecchi – Romeo und Julia‘ am Deutschen Nationaltheater Weimar, 04.06.2023