Kollegiat:innen 2. Kohorte
Dr. Christian Kamleiter
Friedrich-Schiller-Universität Jena
DFG-Graduiertenkolleg „Modell Romantik“
christian.kamleiter@uni-jena.de
Curriculum Vitae
2008 - 2015 Studium der evangelischen Theologie in Neuendettelsau, São Leopoldo (Brasilien) und Berlin
2015 Erstes theologisches Examen der Evangelisch Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB)
2015 - 2016 Studentische Hilfskraft im ökumenischen Zentrum Mission EineWelt
2016 - 2018 Vikariat der ELKB in Lauf a.d. Pegnitz
Seit 09/2018 Pfarrer im Ehrenamt der ELKB
Seit 10/2018 Kollegiat am Graduiertenkolleg „Modell Romantik“
Dissertationsprojekt
Das Verhältnis von Subjektivität und Intersubjektivität in der Religionstheorie Rudolf Ottos
Der Theologe Rudolf Otto ist besonders für seine theologisch-religionswissenschaftliche Studie Das Heilige von 1917 bekannt. Doch auch neben seinem Hauptwerk findet sich in Ottos Schriften das zentrale Interesse, einen Religionsbegriff zu entwickeln, mit dem sich auch unter den Bedingungen der Moderne Religion als eigenständiges Moment menschlichen Bewusstseins und Kulturbildung denken lässt. Dass Otto seit der Jahrtausendwende in der deutschsprachigen Theologie zu neuer Popularität gelangte, ist besonders der bleibenden Aktualität dieses Anliegens zuzuschreiben.
Die Arbeit geht dabei von der Beobachtung aus, dass sich in Ottos Werk Theoriebildungen zu Fragen der Mitteilbarkeit und intersubjektiven Vermittlung religiöser Erfahrung finden, die anders als seine erkenntnistheoretischen und kulturhermeneutischen Überlegungen bisher wenig Aufmerksamkeit in der Forschung erfahren haben.
In der Arbeit werden die expliziten und impliziten kommunikationstheoretischen Denkfiguren in Ottos Ansatz rekonstruiert und in ihrem inneren Zusammenhang dargestellt. Dabei wird aufgezeigt, wie Otto Religion als fortwährenden Kommunikationszusammenhang zwischen religiös engagierten menschlichen Subjekten konzipiert. Ziel ist es, darzustellen, wie für Otto einerseits die Versprachlichung des letztlich Inkommensurablen möglich ist und andererseits, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, um ein Verstehen religiöser Rede zu gewährleisten.
Dabei wird die These vertreten, dass Ottos Hauptwerk Das Heilige die praktische Anwendung der theoretischen Überlegungen zur Mitteilbarkeit der Religion ist und in diesem Sinne eine besondere Form religiöser Kommunikation darstellt.
Neben den, von Otto zu Lebzeiten veröffentlichten Texten wird ein weiterer Fokus auf Ottos Vorlesung zur „Glaubenslehre“ liegen. Besonders im Blick auf die Frage, wie Otto eine adäquate wissenschaftliche Annäherung an das Phänomen der Religion konzipiert, ermöglicht diese, bisher unveröffentlichte und von der Forschung weithin unbeachtete Vorlesung eine völlig eigenständige Perspektive auf Ottos Denken.
Sowohl Ottos theoretische Konzeption, als auch ihre praktische Ausgestaltung verarbeitet Denkfiguren, die sich in ähnlicher Weise schon bei dem Theologen Friedrich Schleiermacher finden. Besonders zu dessen, durch die Berliner Frühromantik inspirierten Schrift Über die Religion – Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern lassen sich vielfältige Parallelen ziehen. Otto hat durch die Neuherausgabe dieser 1799 erschienenen Reden die sogenannte Schleiermacher-Rennaissance zu Beginn des 20. Jahrhunderts entscheidend mitgeprägt.
Es liegt folglich nahe, davon auszugehen, dass Ottos Theorie religiöser Kommunikation als die produktive Aktualisierung und Umformung eines bei Schleiermacher präfigurierten Modells zu verstehen ist.
Publikationen
- [Blogbeitrag] Schöpfer, in: Netzwerk Theologie in der Kirche, 09.11.2016
- Die Erfindung der Romantik: „Nürnberg! … Wie gerne durchwanderte ich deine krummen Gassen“ in: FAZ.net, 22.09.2020