Kollegiat:innen 2. Kohorte

Charlotte Nell (assoz.)

Charlotte Nell (assoz.)
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Arbeitsbereich allgemeine und theoretische Soziologie
Carl-Zeiss-Straße 3
07743 Jena
+49 3641 9-45514
Charlotte.nell@uni-jena.de
Website

Curriculum Vitae

Oktober 2011 - September 2015 Studium der Soziologie und Amerikanistik an der Goethe Universität Frankfurt am Main (Abschluss: Bachelor of Arts)

September 2015 - September 2018 Tätigkeit als Wissenschaftliche Hilfskraft und Tutorin am Institut für Soziologie der Goethe Universität Frankfurt am Main (Prof. Dr.Tilman Allert, Prof. Dr. Thomas Scheffer)

Oktober 2015 - August 2018 Studium der Soziologie an der Goethe Universität Frankfurt am Main (Abschluss: Master of Arts)

September 2018 - September 2019 Studium der Soziologie an der University of Toronto (Abschluss: Master of Arts)

seit Mai 2019 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie Jena, Arbeitsbereich allgemeine und theoretische Soziologie (Lehrstuhl Rosa) und assoziierte Doktorandin am DFG-Graduiertenkolleg „Modell Romantik“

Dissertationsprojekt

Von den Grenzen Romantischer Liebe: Zum Status der Romantik in Spätmodernen Paarbeziehungen

Der Status der „Romantik“ scheint für spätmoderne Liebesbeziehungen ungeklärt; während auf der einen Seite zeitdiagnostische Zugriffe eine ungebrochene Konstanz romantischer Liebe konstatieren (Lenz/Scholz 2014, Stempfhuber 2012, Illouz 2012) – gar verbunden mit Aufforderungen zur Abkehr von den (falschen) Versprechungen derselben (Illouz 2018, hooks 2000), wird auf der anderen Seite argumentiert, dass das romantische Ideal unter den grundlegenden Transformationen der Spätmoderne erodiere und gerade keine Orientierung mehr biete (Giddens 1993, Tyrell 1987, Luhmann 1982). Vor diesem Hintergrund stellt die Arbeit die Frage, welche Rolle romantische Orientierungs- und Handlungsmuster in spätmodernen Liebesbeziehungen (noch) spielen, oder anders gesprochen, ob solche Muster zu Beginn des 21. Jahrhunderts überhaupt „noch zu gebrauchen“ (Luhmann 1994:201) sind.

Hierzu wird romantische Liebe „von ihren Grenzen her“ konzipiert (vgl. hierzu Lindemann 2009): Unter Rückgriff auf drei zentrale Strukturmerkmale der romantischen Kommunikationskodierung (Luhmann 1982), bzw. anders gefasst, im Rückbezug auf Eigenschaften eines historisch fundierten „Diskursmodells romantischer Liebe“ (Kerschbaumer 2018, Lenz/Scholz 2014) werden kontrastierend im Sinne des Theoretical Samplings (Glaser/Strauss 1998) drei Falltypiken konstruiert, die gerade die in den oben angesprochenen Konzepten enthaltenen Strukturmerkmale romantischer Liebe überschreiten und somit Grenzfälle darstellen. So werde dem Strukturmerkmal der „Mitsymbolisierung des Körperbezugs“ (Luhmann 1982:31), also der für die romantische Liebe typischen sexuellen Fundierungen und intimen Körperkommunikation, Fernbeziehungen entgegengesetzt, die ihre Nahkommunikation ohne physische Intimität gestalten (müssen) (I). Das Strukturmerkmal der „Relationalität“ (Ruti/Cocking 2015) wird anhand „glücklicher Singles“ (Kuchler 2018) untersucht, die gerade von den Zwängen der Paarnormativität abweichen (II). Drittens scheint sich die Institution romantischer Liebe über eine symbolische Ökonomie (Bourdieu 2005) zu organisieren, die romantische Liebe suspendiert und bloße „rationale“ Überlegungen als unzureichend disqualifiziert (Parsons 1943). Entsprechend werden hierzu Paare in den Blick genommen, die sich über Partnerbörsen „gefunden“ haben (III), also über Plattformen, die Logiken des „rationalen“ Vergleichs, der Selektion und Bewertung befördern scheinen (Illouz 2018).

Anhand dieser Fallanalysen soll rekonstruiert werden, inwiefern romantische Bezüge einen „Orientierungsrahmen“ (Bohnsack 2012) für die Gestaltung von intimen Nahbeziehungen darstellen (kann). Dazu werden leitfadengestützter Interviews geführt, die anhand der dokumentarischen Methode ausgewertet werden (Nohl 2006).

Publikationen

  • The Relevance of Bourdieusian Theory for a ‘ Sociology of Love ‘. In: FOZ: 2020(1): 93–132, 2020.
  • Anerkennung als Schlüsselkategorie. In: Soziopolis: 4/2020, 2020.

Vorträge

  • Making the Most of it: Localism as a personal obligation on free markets, “Local Cosmopolitanism” Konferenz an der University of Ottawa, Ottawa 2014
  • Negotiating, Narrating and Modelling Terrorism – Using the Example of the “Munich Shooting“ in 7/2016, Weltkongress für Soziologie der International Sociological Association (ISA), Panel: “Doing Memory of Violence in Images and Biographical Narrations”, Toronto, Juli 2018
  • Rendezvous Via Skype? Investigating Virtually Mediated Long-Distance Relationships in Modern Times Using Skype As an Example, Weltkongress für Soziologie der International Sociological Association (ISA), Panel: “Globalization, New Media and the Culture of Real Virtuality: Emerging Patterns”, Toronto, Juli 2018
  • The Construction of Emotional Security within Therapeutic Discourses: Exploring Normative Implications, Kongress der Munk School Toronto und DAAD „Feeling Safe “- Exploring Innovative Research Approaches to the Emotional Underpinnings of Security” University of Toronto, Juni 2019
  • Social Inequality and Love? Normative Concepts in Self-help Books, Jährliche Konferenz der Canadian Sociological Association (CSA), Panel: “Culture and Inequality”, University of British Columbia, Vancouver, Juni 2019
  • Theorizing virtually mediated long-distance relationships, Jährliche Konferenz der Canadian Sociological Association (CSA), Panel: “Dating in the Digital Age: Sociological Studies of Digital Sexual Spaces”, University of British Columbia, Vancouver, Juni 2019
  • Die Romantische Liebe als Modell und Lebensform bürgerlicher Kultur? Ein Beitrag zur Soziologie persönlichster Beziehungen unter den (Ungleicheits-)Bedingungen der Spätmoderne, „Kolloquium Lehrstuhl Neuere und Neueste Geschichte“, TU Dresden, Dezember 2019
  • Screen-to-Screen: Eine Phänomenologie der virtuellen Intersubjektivität im Videotelefonat, mit Dr. Alexis Gros, „Jena Social Theory Colloquium 2020“, Jena, Juli 2020
  • Interaktion 2.0? Von “Face-To-Face” zu “Screen-To-Screen”, “Kolloquium Lehrstuhl Soziologie und Sozialpsychologie“, Frankfurt am Main, Januar 2021