Kollegiat:innen 1. Kohorte

Dr. Jacob Schmidt

Dr. Jacob Schmidt

Curriculum Vitae

2009 - 2012 Bachelorstudium der Psychologie und Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

2012 - 2015 Masterstudium „Gesellschaftstheorie“ an der Friedrich- Schiller- Universität

Oktober 2015 - September 2018 Kollegiat des Graduiertenkollegs „Modell Romantik“

August 2019 Abschluss der Promotion mit dem Prädikat „summa cum laude“

nach dem Kolleg: Mitarbeiter (Referent für strategische Kommunikation & stv. Pressesprecher) der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Brandenburger Landtag

Dissertationsprojekt (abgeschlossen)

Beschleunigung – Langeweile – Achtsamkeit: Eine romantische Praxis als Alternative zum rasenden Stillstand?

Ausgangspunkt der Promotion ist die Beobachtung, dass in den letzten 20 Jahren der Begriff „Achtsamkeit“ in zahlreichen Kontexten (v.a. Neurowissenschaften, Psychotherapie, Wirtschaft, Selbsthilferatgeber, Medien) hervortritt. Mit Achtsamkeit wird eine spezifische, ursprünglich im Buddhismus beheimatete, meditative Praxis beworben, in der die kontinuierliche und nicht-wertende Beobachtung des Körpers, aber auch der Sinne, Gefühle und Gedanken im Mittelpunkt steht. Ziel ist nicht nur, Stress abzumildern oder kreatives Potential anzuzapfen, sondern die Achtsamkeitspraxis soll eine ganzheitliche, lebendige und verbundene Welterfahrung hervorbringen. „Achtsamkeit“ wird hier als Alternative zur gegenwärtigen beschleunigten, rationalisierten und zerstückelten Gesellschaft in Stellung gebracht.
Die Arbeit fragt nach den romantischen Quellen dieser Selbstpraxis und nach ihrer Funktion als Widerstandsmoment einer beschleunigten Gesellschaft. Um diese Fragen beantworten zu können, wird die Beschleunigungstheorie Hartmut Rosas um den Begriff des „Wartens“ und der „Langeweile“ erweitert. Die zentrale These ist, dass Beschleunigung nicht nur eine latente, existentielle Langeweile hervorbringt, in der jedes Warten eine Qual wird, sondern dass auch gerade in der Flucht vor einer als aversiv erlebten Langeweile ein Motor der Beschleunigung selbst liegt. Diese (mögliche) Feststellung wird historisiert, indem sie auf den modernen Zeitbegriff zurückgeführt wird. Somit ist die Frage letztlich, ob sich das Subjekt durch die Praxis der Achtsamkeit in einer lebendigen statt homogen-linearen und indifferenten Zeit konstituiert.

Publikationen

Monografie

Aufsätze

  • Not enough. Der Beschleunigungszwang und die Freiheit der Langeweile, in: agora42 (2018), H. 3, S. 68-73.
  • ‚Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!‘ Zum drohenden Sinnverlust einer arbeitsfixierten Gesellschaft. In: agora42 (3), (2019), S. 9–14.

Kleinere Beiträge

  • (Zs. mit Peter Braun/Caroline Rosenthal): Am Walden Pond: Auf den Spuren von Henry David Thoreau. Eine Broschüre, Jena 2017.
  • (Zs. mit Annika Bartsch): Romantik 2.0 als progressive Bewältigungsstrategie in der virtuellen Moderne. Augmented Reality als Reaktion auf die gegenwärtige romantische Sehnsucht, in: Blog Modell Romantik, 17.05.2017, URL: modellromantik.uni-jena.de/2777/