Veranstaltung
Workshop „Romantisierung von Politik. Zur Popularität kultureller Gemeinschaftsideen“
Das Graduiertenkolleg „Modell Romantik“ beschäftigt sich mit dem Fortwirken der Romantik über die historische Epoche hinaus. Derzeit beobachten wir in politisch-kulturellen Diskussionen die Verwendung des Begriffs „Romantik“ und die Aktivierung romantischer Argumentationsfiguren.
In politischen Auseinandersetzungen der Gegenwart taucht die Idee wieder auf, eine Demokratie westlichen Zuschnitts mit ihrer Orientierung an Verfahrensregelungen, Gesetzen und dem unaufhebbaren Widerstreit verschiedener Positionen sei nicht genug. Sie müsse durch eine Gemeinschaft ersetzt werden, deren Mitglieder sich durch gemeinsam geglaubte Wahrheiten verbunden fühlen und deren Konsens deshalb über Partikularinteressen und Mehrheitsentscheidungen hinausginge.
Solche Diskussionslinien wollen wir ausleuchten, indem wir sie als eine mögliche Lesart einer „politischen Romantik“ verstehen. Welche Denkangebote machen Autoren der frühromantischen Phase und diejenigen einer späteren Romantik, die noch heute – unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen – angenommen werden?
Gibt es in der Gegenwart eine Rezeption romantischer Gemeinschaftskonzeptionen in linksalternativen, kulturkritischen, konservativen und neurechten Konzepten? Wir wollen uns mit Diskursen über „Heimat“ und „Europa“ beschäftigen, uns interessieren gegenwärtige Literatur und Musik und auch die Frage, ob und wie der Begriff „Romantik“ selbst in den genannten Zusammenhängen verwendet wird.
Organisation: PD Dr. Sandra Kerschbaumer, PD Dr. Matthias Löwe, Dr. Romy Langeheine, Tinghui Duan, Max Ischebeck, Paula Kitzinger, Pascal Ongossi Assamba, Marie-Luise Grauel
Programm
1. Tag: Freitag, 15. Januar 2021
ab 14.00 Uhr
Kurze Einleitung
PD Dr. Matthias Löwe (Jena): Poetische Staaten: Frühromantik und Politik
PD Dr. Gideon Stiening (Münster): Politik und Staat bei Adam Müller im Kontext der politischen Theologie der Romantik
Diskussion (Moderation Sandra Kerschbaumer)
Pause
ab 15.00 Uhr
Robert Eberhardt (Leipzig)/ Max Stange (Heidelberg): Arbeit an Europa, Arbeit an der Gemeinschaft. Vorstellung der Gruppe „Arbeit an Europa e.V.“
Nicolai Busch (Köln): Literarische Konservatismen. „Das Alte neu denken“ - zur Verhandlung ‚romantischer Politik‘ bei Simon Strauß
Diskussion
Pause
ab 16.30 Uhr
Vortrag von Prof. Dr. Christoph Möllers (Berlin)
Diskussion (Moderation Dirk von Petersdorff)
2. Tag: Samstag, 16. Januar 2021
ab 10.00 Uhr
PD Dr. Patrick Eiden-Offe (Hamburg): Natur und Kritik: ein romantisches Paar. Zur Vorgeschichte des Ecocriticism seit der Romantik
Diskussion (Moderation Matthias Löwe)
ab 10.45
Dr. Maik Tändler (Jena): Romantik – Konservative Revolution – Neue Rechte. Anmerkungen zur Rezeptionsgeschichte
PD Dr. Ralf Klausnitzer (Berlin): Von Eisvögeln und Carus-Sachen. Zur Wiederkehr romantischer Bildungsideen im Werk von Uwe Tellkamp und seinen
sezessionistischen Lesern
Diskussion
Pause
ab 12.00 Uhr
PD Dr. Anja Oesterhelt (Gießen): Heimat - ein romantisches Modell und seine Folgen
Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt (Heidelberg): „Hier sind wir Mensch, hier kommen wir her.“
Heimat-Konstruktionen in aktueller rechtspopulistischer Musik
Diskussion mit Abschlussbetrachtung (Stefan Matuschek)