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Montag, 2. August 2021 | Ruth Barratt-Peacock

Wo seid ihr hin? - Fragen an Ruth Barratt-Peacock

In der Blog-Serie "Wo seid ihr hin?" fragen wir ehemalige Kollegiaten und Kollegiatinnen, was sie heute machen und ob der ehemalige Forschungsgegenstand "Romantik" beruflich und privat für sie heute noch eine Rolle spielt. Die Fragen stellte unsere Forschungsstudentin Marie-Luise Grauel.

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Wo arbeitest du derzeit?
An der FSU mit einem Postdoc-Stipendium für Wissenschaftlerinnen

Was ist das Beste an deinem Beruf, was das Schlechteste?
Das Beste: Ich darf alles erforschen, was mich interessiert und von zuhause aus arbeiten. Mit einem Kleinkind und sehr wenig Zeit ist das wichtig.
Das Schlechteste: Ohne Büro, ohne Anschluss an und Austausch mit Kollegen kann es etwas einsam sein. Ich vermisse die Anregungen und die Gespräche zwischendurch im Flur oder am Abend über einem Glas Wein oder zwei…

Gab es zwischen Abschluss deiner Promotion und Beginn deiner jetzigen Stelle wichtige Stationen?
Die Geburt meines Kindes, eine Pandemie, Arbeitslosigkeit und Absagen für Postdoc -Stellen und Förderungen im zweitstelligen Bereich. Ich habe aber dabei gelernt, was man alles in einer halben Stunde schaffen kann!

Während dieser Zeit habe ich mich auch viel intensiver mit Kollegen aus aller Welt virtuell vernetzt als ich es vielleicht sonst gemacht hätte. Diesen Austausch empfand ich als sehr wertvoll.  

Auch habe ich gelernt, dass eine lange Veröffentlichungsliste viel wichtiger ist, als die Note oder das Abgabedatum der Dissertation – zumindest im Ausland. In Australien sind 6-8 Veröffentlichungen während der Dissertation inzwischen fast die Norm. Ich hatte Angst davor, während meiner Promotionszeit einen Journal-Artikel zu veröffentlichen. Man macht sich so viel Arbeit und schickt es ins Leere, ohne zu wissen, ob es angenommen wird. Ein wichtiger Meilenstein für mich war es deswegen, jetzt in einem sehr angesehenen Journal zu veröffentlichen. Ich wünschte, ich hätte früher schon den Mut gehabt und würde die kommenden Doktoranden ermutigen, schon sehr früh damit anzufangen. Es war gar nicht so schlimm!

Wie begegnet dir die Romantik in deinem Berufsalltag?
Ich beschäftige mich mit der Darstellung von europäischer klassischer Musik in Filmen und Romanen aus Korea, Japan, England, Nordamerika, Australien und Neuseeland. Romantische Modelle von Genie und absoluter Musik tauchen in verschiedensten Formen immer wieder auf. Daneben beschäftige ich mich auch mit Kindheit und Kindern in der Metalmusik. Die Romantik spielt auch da eine wichtige Rolle.

Welche romantischen Werke sind deine Wegbegleiter?
Ich habe nach mehr als zehn Jahren Pause in Weimar wieder angefangen Klavier zu spielen, meine Lehrerin ist die Pianistin Elena Nesterenko. Ich bin unglaublich dankbar für diese einzigartige Chance und nutze sie auch, um mich mit Werken von Chopin und Beethoven zu beschäftigen. Insofern begleitet mich die Romantik jetzt eher in der Musik als in der Philosophie oder Literatur wie damals während der Promotion.

Was hast du am Graduiertenkolleg gelernt, wovon du heute profitierst?
Der Stimmbildungsworkshop hat mir sehr geholfen, ebenso die Erkenntnisse aus der Schreibwerkstatt. Ich teile sie immer gerne mit Kollegen und gebe sie auch an Studenten weiter.

Welcher Illusion gibst du dich gern hin?
Im Moment beschäftige ich mich mit den Tatsachen des Alltagslebens – mit meiner Tochter – mehr als mit Fantasien oder Illusionen. Das tut unglaublich gut. Auch wenn es klischeehaft klingen mag, aber ich lerne die kleinen Wunder wieder zu schätzen, mich über die einfachen Dinge zu freuen. Man könnte sagen, dass mein Leben fast anti-romantisch geworden ist. Als Beispiel: Ich lobe die Kleine, wenn sie Erfolg auf dem Töpfchen hat. Weil sie alles nachmacht, werde ich ebenfalls bei ‚Erfolgen‘ im Bad gelobt. Profaner geht es wohl kaum, aber man freut sich trotzdem.

Ludwig van Beethoven mit der Partitur zur "Missa Solemnis", Porträt von Joseph Karl Stieler, 1820.

Beethoven oder Metal? - das bleibt das Geheimnis der Künstlerin am Baby-Klavier.