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Drei Fragen an: Dr. Viet Anh Nguyen Duc
1. Was verbinden Sie ganz allgemein mit ‚Romantik‘?
Ganz allgemein und unmittelbar muss ich immer zuerst an diese Männer denken, die eine außergewöhnliche Leidenschaft für alte Eisenbahnen haben, und das erstaunliche hierbei ist, dass sie in aller Regel dieser Leidenschaft ihr ganzes Leben treu bleiben. Gibt es etwas Romantischeres, als die Mann-Eisenbahn-Beziehung? Beide, Mann und Eisenbahn, auf einer ständigen Suchbewegung, von der einen Strecke zur nächsten, im Bewusstsein, der Unmöglichkeit, jemals ankommen zu können…
2. Womit genau beschäftigen Sie sich in Ihrem aktuellen Forschungsvorhaben? Wie setzen Sie sich in Ihrem Forschungsprojekt mit dem Phänomen ‚Romantik‘ auseinander?
Ich beschäftige mich derzeit mit Ironie und Pessimismus als zwei zeitgemäße, durchaus auch problematische Formen, wie man sich zur Welt verhalten kann, und frage danach, in welcher Weise sich diese beiden Formen der Weltbezüglichkeit in unserer Lebenswelt manifestieren. Bei der Lunch Lecture werde ich dies am Phänomen rechter Memes verdeutlichen.
3. Im Graduiertenkolleg „Modell Romantik“ wird davon ausgegangen, dass die Romantik modellbildende Qualitäten aufweist. Können Sie etwas damit anfangen?
Definitiv. Hedonisten, deren Leben kein Spaß macht, Melancholiker, die nach etwas suchen, das sie nicht finden können, Serienjunkies vor dem Bildschirm, Abenteurer auf dem Surfbrett, Herumtreiber im Stadtpark, windige Kommentarspaltenbeiträge, die sehr frech und unverbindlich daherkommen – hat die Romantik diese Existenzweisen und Praktiken nicht bereits vorweggenommen?