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Dienstag, 12. Mai 2020 | Sandra Kerschbaumer

Alltag anders bei Sandra Kerschbaumer

Unter dem Titel „Alltag anders“ versammeln wir Selfies und Statements von Kollegmitgliedern, die sich mit den Fragen beschäftigen: Was machen Sie derzeit, was Sie sonst nicht tun? Hat sich Ihre Wahrnehmung durch die gegenwärtige Situation verändert? Worüber denken Sie plötzlich nach? Was wünschen Sie sich für morgen, in einem Monat, in einem Jahr?

Was ich plötzlich mache:

… kleine Schritte des Frühlings beobachten, eine Kaffeepause mit meinen Kindern um 10 Uhr vormittags, als Pflegerin einspringen und dafür auf ganz leeren Autobahnen durch Deutschland fahren, als Lehrerin einspringen sowieso, sehr viel Laufen und Lesen.

Ich denke oft darüber nach:

…, dass es einzelne Menschen sind, die eine Krise bewältigen und es auch von ihrer Einsatzbereitschaft, Zuversicht und Kreativität abhängt, wie es weitergeht, nicht nur von gesellschaftlichen Vorgaben und Rahmenbedingungen. Ich frage mich oft, ob ich genug dazu beitrage, die sozialen Schäden so gering wie möglich zu halten.

… wie stark die plötzliche Lebensvereinfachung wirkt, die Konzentration auf Wesentliches – und wie gefährlich die Versuchung ist, daran zu glauben, dass man Komplexität auf Dauer so leicht reduzieren kann. Der Rückzug ist entlastend, weicht aber unvermeidlich dem Durcheinander der Debatten um die richtigen Öffnungsschritte, der Stimmenvielfalt mit der fünf Personen in verschiedenen Ecken des Hauses Zoom-Konferenzen abhalten und gleichzeitig über Rilke, die konsonantische Deklination und Integralrechnung sprechen.

Was ich mir wünsche:

…, dass neben den dringend notwendigen politischen Auseinandersetzungen und dem Ringen um das Durchsetzen berechtigter Ansprüche verschiedener gesellschaftlicher Gruppen der Blick auf das einzelne und individuell Gute nicht verloren geht. Denn den Blick auf das, was im Zusammenleben schön ist und stärkt, brauchen viele als Ermutigung, alte und besonders junge Menschen – eine Kaffeepause um 10.